restauratorische Untersuchung
 
Objekt: fürstliche Rentei, Gedern
Wohngebäude des 16. Jh.
 
Aufgabenstellung: bauhistorische Untersuchung
Raumbuch
Kurzbeschreibung:

Bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist ein Zweiturmanlage auf dem Gelände des Schlosses belegt. Alle heute vorhandenen Gebäude wurden jedoch erst errichtet, nachdem die Familie von Stolberg den Besitz 1535 übernommen hatte. Das dendrochronologisch auf 1608/9 datierte Dachwerk des Rentamtes zeigt, das Teile des Gebäudes zu den ältesten, der unter den Stollbergern errichteten Bauten gehören.

Nordöstlich des Schlosses, mit der wenig ausgeprägten Schauseite nach Süden zum Hof hin gerichtet, erstreckt sich das schmale zweigeschossige, zwölfachsige Bruchsteingebäude, welches von einem steilen, mit spätbarocken Gauben besetzten Satteldach abgeschlossen ist. Das Dach wird von einem nach Osten aus der Mitte verschobenen Zwerchhaus mit flachem Dreicksgiebel gegliedert; die Schmalseiten sind von Stufengiebeln dominiert.

Während der westliche Bauteil 1609 wohl zur Nutzung als Ökonomiegebäude errichtet wurde, ist der östliche vierachsige Baukörper wohl im späten 17. Jahrhundert entstanden, als Graf Ludwig Christian seinen Wohnsitz in Gedern nahm.
Um 1710 passte Friedrich Carl die Optik des Gebäudes dem Zeitgeschmack an. Das gesamte Gebäude erhielt neue sandsteingerahmte Fenster, die beiden Zwerchhäuser, einen Verputz und wurde zu einem Wohngebäude mit gehobener Ausstattung ausgebaut. Solange die Grafen, seit 1742 Fürsten zu Stolberg-Gedern, hier residierten wurde die Ausstattung mehrfach erneuert und erweitert. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts und besonders nach 1900 wurde die Ausstattung immer einfacher. Die Struktur des Gebäudes blieb jedoch seit dem 18. Jahrhundert weitgehend unverändert.

Es wurde eine Farbbefundung ausgewählter Innenräume und Ausstattungsdetails mit dem Ziel der Ermittlung ursprünglicher Raumfarbigkeiten angefertigt.
 
Foto Bauteil Beschreibung
Wand 2.02 c Konstruktion:
Fachwerk mit Bruchsteinausfachung
kassettierte Holzlambris
Oberfläche:
Tapete
Fenster F46, F47 Futterrahmen mit Bekleidung
Galgenfenster
kassettiertes Holzbrüstungsfeld
Die Wand wurde 1710 als südliche Aussenwand des Zwerchhauses errichtet und verfügte ursprünglich über ein kassettierte Holzlambris, die nur noch unvollständig erhalten ist. mitte des 19. jahrhunderts wurde die Lambris verkleidet und übertapeziert. Die Fensterflügel stammen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
 
    Freilegungen:

Detail der Kassettierung
Die Teilfreilegung an der Südwand zeigt die ursprüngliche Brettkassettierung, an der dieProfilleisten fehlen. Auf der Kassettierung sind vier Farbfassungen erhalten. Darüber befindet sich ein Lehmstrohputz mit jüngeren Leimfarbresten und mehren Schichten Tapeten. Als heutige Sichtschicht ist eine gestrichene Rauhfasertapete vorhanden.
 
  Farbfassungen:

Befundschnitt
1.

2.

3.

4.

5.
dünne kassettierte Holzverkleidung mit profilierten Leisten abgesetzt
helles Grüngrau (S 3005Y20R), Profilleiste nicht mehr vorhanden
dukelblaugraue (S 4502B) monochrome Tünche, Profilleisten fehlen
helle Orangerosa (S 1010Y40R) Kalktünche, Profilleisten fehlen
mittelblaugrüne (S 2040G20Y) Kalktünche, Profilleisten fehlen.
Hierzu ein insgesamt ca. 38 cm hoher aufgemalter mittelgrauer (S 4005Y20R) Sockel, der zur Wandfläche hin mit einem 15 mm breiten schwarzen Band und in ca. 7 mm Abstand einem weiteren 7 mm breiten schwarzen Band ausgeführt ist.
 
Auswahl der Tapeten:

Lage 1 - um 1840 Lage 2 - nach 1850 Lage 3 - um 1860 Lage 4 - um 1870 Lage 5 - um 1880
 
Die restauratorische Untersuchung wurde von Ulrike Höhfeld, Restauratorin AdR angefertigt.